Euro am Sonntag 09/22
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Deutschland denkt um. Russlands Einmarsch in das Nachbarland Ukraine, um dort die demokratisch gewählte Regierung zu stürzen und das Land unter Moskaus Kontrolle zu bringen, hat die Verteidigungsstrategie der Bundesrepublik radikal geändert. Man werde jedes Mitgliedsland der Nato so verteidigen wie sich selbst, kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer Sondersitzung des Bundestags an.
„Klar ist: Wir müssen in die Sicherheit unseres Landes deutlich mehr investieren, um auf diese Weise unsere Freiheit und unsere Demokratie zu schützen“, sagte der Kanzler. Der Bundeswehr will die Bundesregierung ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Die auf mehrere Jahre ausgelegte Summe soll bereits im Bundeshaushalt für 2022 verfügbar sein.
Weitere Themen im Heft:
Digitale Aufrüstung
Die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) schlägt Alarm: Russland drohe als Vergeltung für westliche Sanktionen seine bereits in den vergangenen Monaten auf die Ukraine zielenden Cyberattacken auf westliche Staaten auszuweiten. Regierungsstellen, Kommunikationsstrukturen, Verwaltungen, Stromversorger sowie Unternehmen seien durch „Distributed-Denial-of-Service“- Angriffe gefährdet. Dabei werden Server gezielt überlastet und funktionsunfähig gemacht. (S. 28)Aktien springen an
Endlich sieht die Kursentwicklung in der Beobachtungsliste etwas erfreulicher aus: Novavax, Moderna und Biontech liegen zum Redaktionsschluss auf Wochensicht deutlich im Plus, Curevac (siehe Investor-Info) und Valneva zumindest leicht. Novavax’ erste Lieferungen sind endlich in der EU angekommen, außerdem veröffentlichten die Amerikaner Daten, wonach der Impfschutz nach zwei Dosen mindestens sechs Monate lang anhält — wenngleich diese auch vor Omikron erhoben wurden. (S. 30)Comeback in der Krise
Kein Apple Pay oder Google Pay, keine Kreditkarten von Visa und Mastercard mehr, dafür Probleme beim Abheben von Bargeld — und selbst wenn der Geldautomat noch etwas ausspuckt, ist es ein Drittel weniger Wert als noch in der Vorwoche. Die Sanktionen des Westens als Reaktion auf Putins Angriffskrieg zielen auch auf die großen und kleinen Geldbörsen russischer Bürger ab. Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund das Interesse an Bitcoin und Co steigt. (S. 32)Auf Rekordkurs
Drohen weitere Länder in den Krieg des Kreml hineingezogen zu werden? Die wachsenden Ängste vor einer Eskalation mit unkalkulierbarem Ausgang unterstützen den Goldpreis. Das Edelmetall gilt wie der US-Dollar als sicherer Hafen in gefährlichen Zeiten. Noch dazu verspricht Gold zumindest einen Teil der kriegsbedingten Kursverluste an den Börsen zu kompensieren. (S. 36)Schlottern oder nicht – das ist hier die Frage
Kein Tag vergeht, an dem das Thema Energiepreise nicht in irgendeiner Form in den Medien auftaucht. Man könnte auch sagen: Die Hiobsbotschaften überschlagen sich. Insolvente Anbieter, Belieferungsstopps, Fragen zu den Folgen des Überfalls Russlands auf die Ukraine - und immer weiter steigende Preise. So lag der Einfuhrpreis für Erdgas im Januar 2022 etwa viermal so hoch wie ein Jahr zuvor. (S. 39)